Wir reiten nach Norden zur Hütte

Vorgestern beim Kairos-Quartett im Sendesaal von Radio Bremen gewesen. Die Herren und Damen benutzten keine Pultleuchten. Der Sendesaal wurde auch nicht, wie weiland der St. Petri Dom, fast zum Einsturz gebracht, jedenfalls nicht merklich. Stockhausen als Dreingabe bei völliger Dunkelheit, und die vier Musiker hatten sich an vier Ecken des Publikumsblocks postiert. Sehr psychedelisch, dabei ruhig, fast leise. Die übrigen Komponisten kannte ich nicht: Julio Estrada (ebenfalls an vier Ecken des Publikums aufgeführt; recht kurz), Georg Friedrich Haas (auf dem Podium) und Daniel Rothman (ebd.). Das letztere ("Ohne Titel") war ganz klar eine Herausforderung: Klangexperiment mit starken Tonhöhen, die leicht variierten, sich überlagert haben und irgendwann abbrachen. Sehr langsam gestrichen. Runde um Runde. Das Publikum ging stark mit. Man konnte in den länger werdenden Tacet-Momenten (wie heißt wohl der Plural vom "tacet"?) hören, wie sie Luft abließen. Gehörte sicherlich mit zum Kompositionsgedanken. Mit dem Bekannten, der mich sogar zu dem Konzert einlud, war es wohl das erste und letzte gemeinsame Konzert mit zeitgenössischer Musik.
Das war eine schöne, unprätentiöse Aufführung und ein Spitzenklang! Leider nicht sehr lang, aber da dürfen die "Apollinischen Netze und Seife" sich nicht beklagen.
dieBremer - 25. Januar, 20:22

ja eine Herausforderung!!!

war auch im Sendesaal und auch mir hat es ausgesprochen gut gefallen - bis auf jenes, von dem Genossen genauer beschriebenes Stück - von Herrn Rothmann.
Weiß nicht - ist musikalisches Erleben tagesformabhängig?
Wenn dem so ist, hab ich nen Grund gehabt das Stück nicht zu mögen, ansonsten kann ich nur sagen, dass ich es nicht mochte, weil mir schwer danach war, es in die berüchtigte Riege der sogenannten "Rauschfraktion" einzuordnen. AAAARRRggh!
Ansonsten war es ein schönes Konzert.
Besonders (aber nicht nur) das Stück von Herrn Haas hat mit gut gefallen: lang gezogene Töne, die haarscharf aneinander vorbeikratzten und mich sehr stark an diese Platte von Frau Oliveros (Deep listening)erinnerten - nur sehr viel weniger harmonisch und dadurch spannend.

Tja, unabhängig von musikalischen Ereignissen tue ich mich noch immer ein bißchen schwer mit dem Tod der lütten Michelle - wenn auch nicht mehr so doll, wie in den ersten Tagen natürlich. Aber es beschäftigt mich schon noch. Dieses kleine Wesen hat ne große Bedeutung für mich!

hey Makkusik! Wirst es Dir schon gedacht haben, trotzdem sorry, werde wohl nicht mehr zum Ultraschall kommen, aber es gibt ja auch noch die Märzmusik, nicht wahr? - falls ich dann noch kommen darf?!
liebe Grüße von
einer genoSsin Mit sChlagseite

Makkusik - 26. Januar, 16:57

Den Rothman kenne ich, habe auch vom Verlag seine Adresse bekommen, weil ich unbedingt dessen WahnsinnsDuett für 2 Sopranklarinetten haben will: "Two Figures In Dense Violet Light" (wirklich, warum fallen mir solche Titel nicht ein?!!? So heißt ein Gedicht von Wallace Stevens, welches dergestalt vertont wurde), habe nur Ausschnitte davon, aus dem Killer-Kompendium "Pro Musica Nova, Studien zum Spielen Neuer Musik, für Klarinette", - kann ich gern kopieren, falls Elektronenjockey Jan das ´was ´von abhaben will, & @ Matthias, die ahem etwas andere Gitarristin der "AN&S" war so tollkühn, sich selbiges Kompendium für das, weißt schon, dies - also, das Ding mit...oh Mann...-so mit Zupf, na, jetzt aber, ahh...für guitarra zu koofen, die kopiert auch sehr gerne; ernsthaft ist so ein Querschnitt durch einigermaßen viele Literatur zu einem bestimmten Instrument enorm hilf- & lehrreich, natürlich ist das zutiefst subjektiv ausgewählt, aber es zeigt einem in jedem Falle, was man können muß.
"Tagesform"? Die subjektive Psyche sicherlich, aber die ist der Kunst ja egal, mit gutem Recht. Das Rauschen, wie Lautstärke auch & so fort, ist ein musikalisches Mittel, & natürlich kann damit sowohl gespielt als auch komponiert werden - nur, wenn´s keine bloße technische Studie ist (wie zB W.O. Smith´s "Variants, for clarinet alone" es mit Mehrklängen & timbretrillern macht), sollte auf dem Brot mehr sein als bloß Marmelade. Es ist ja nicht so, daß mit der Posttonalität die temperierte, chromatische Oktave einfach verschwunden wäre, die Töne sind ja noch da, - mein Punkt ist, daß die bloße quantitative Erweiterung des musikalisch Möglichen rückschlägt & bei einem intensiv (nicht extensiv, man kann´s nicht sagen, ohne daß es bereits geschieht, viz Deleuze) bestimmbaren Sättigungsgrad wird alles was vorher war anders, qualitativ anders jetzt. das ist der Grund dafür, daß ich mich so der Übersättigung von Partituren & meines Spieles überantwortet habe, ich halte es für einen enormen Fehler, sich zu beschränken, irgendetwas n i c h t zu tun beim Performen wie beim Schreiben, weil alles so voller From ist (oller Dürer, da hat er Recht, sine qua non), alles birst aus alles Nähten, & um sich etwas zu enthalten, muß jedeR sehr sehr reif sein, ich weiß nicht, ob das überhaupt einholbar ist hienieden, & bis dahin bedeutet Reduktion schlicht schisseriges Simpleton-tum. War zu dünn, dann, die Komposition vom Rothman.
/Klar:
http://www.maerzmusik.de/en/aktuell/festivals/02_maerzmusik/mm_start.php
Komm´gerne nach Berlin, das wird ein Spaß, Dich hier haben zu werden.
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