Dienstag, 24. Januar 2006

ultraschall V

Extrem unglaubwürdig, aber wahr: Der Wenninger hörte sich Mozart an, ließ sogar Geld dafür. War nicht zu vermeiden, die setlist dieses Konzertabends ("Mehr Mozart!" stand ohne Scheiß auf dem Ticket, es ist zum Brechen; 2006 wird diesbezüglich sehr hart werden, molares Knirschen allüberall) war so verführerisch, daß Agatchen & ich das in Kauf nahmen. Das Kuriose an dem verpickelten "Allegro und Rondo" war die Glasharmonika,
http://www.glasharfe.de/glasharfe/texte/historie.htm
sehr seltsam, dies Teil, - das könnte man ja leicht in kleineren Intervallen als chromatische bauen, oder gleich ungleiche Abstände, dann käme da sicherlich faszinierende Musik ´bei ´rum. Tanderadei. Aber dann:
A. Herrmann, Terzenseele - sehr disparat, eine Freude, inklusive eines Synthesizers instrumentiert, vielfach gebrochene Rhythmen (meine Abneigung in Sachen dieses Rammtammtamms ist mir bekannt). Ein Kontrabaßfagott ist ein Monster, fast schwarzes Holz, gewaltig, dunkle Muskeln. Gott sei Dank stellte die Querflöte ihr Jammervibrato ab, die war noch so erzogen worden, alle Notenwerte, die länger als 1/8tel sind, werden vibriert...aber das tat sie nicht mehr ab diesem Werk. & dann erst:
Lachenmann, Accanto (cl & Orchester) - ein Terrorist von Werk, alles dabei vom Geräuschklang & Schreien in die Klarinette bis zu splittrigen Mehrklängen, von pppp bis fff, herrlich. Dabei wurde Mozarts Klarinettenkonzert wie zitiert, als Tonband eingespielt & sofort verhackstückt & wieder zum Stadtor hinausgejagt von knirschenden Streicherbögen & spamodischem Blech. So muß das sein.

Wir reiten nach Norden zur Hütte

Vorgestern beim Kairos-Quartett im Sendesaal von Radio Bremen gewesen. Die Herren und Damen benutzten keine Pultleuchten. Der Sendesaal wurde auch nicht, wie weiland der St. Petri Dom, fast zum Einsturz gebracht, jedenfalls nicht merklich. Stockhausen als Dreingabe bei völliger Dunkelheit, und die vier Musiker hatten sich an vier Ecken des Publikumsblocks postiert. Sehr psychedelisch, dabei ruhig, fast leise. Die übrigen Komponisten kannte ich nicht: Julio Estrada (ebenfalls an vier Ecken des Publikums aufgeführt; recht kurz), Georg Friedrich Haas (auf dem Podium) und Daniel Rothman (ebd.). Das letztere ("Ohne Titel") war ganz klar eine Herausforderung: Klangexperiment mit starken Tonhöhen, die leicht variierten, sich überlagert haben und irgendwann abbrachen. Sehr langsam gestrichen. Runde um Runde. Das Publikum ging stark mit. Man konnte in den länger werdenden Tacet-Momenten (wie heißt wohl der Plural vom "tacet"?) hören, wie sie Luft abließen. Gehörte sicherlich mit zum Kompositionsgedanken. Mit dem Bekannten, der mich sogar zu dem Konzert einlud, war es wohl das erste und letzte gemeinsame Konzert mit zeitgenössischer Musik.
Das war eine schöne, unprätentiöse Aufführung und ein Spitzenklang! Leider nicht sehr lang, aber da dürfen die "Apollinischen Netze und Seife" sich nicht beklagen.

ultraschall IV

Ein Reinfall. Au weia, alles schön spät-Penderecki-mäßig rhythmisch eingetütet, die Dissonanzen als Dissonanzen brav kenntlich gemacht, a la "jetzt ´mal ´nen modernen Klang", aber hallo. Sogar ein Stück mit romantischem Crescendo gab´s, chromatisches Anschwellen, bis zum Gong-/Paukenschlaghöhepunkt...Nur Aleksandra Gryka (Interialcell, für Ensemble) & der Evangelisti (Campi integrati No 2, für 9 Instrumente) waren im Jetzt, heterogen gesetzte Blöcke, sich windende Linien von Spiel, immer wieder unterbrochen & zersetzt.
Apropos Evangelisti:
"Es handelt sich darum, dem Konzept des Intervalls, das als Abstand zwischen zwei Punkten (Tonhöhen) verstanden wird, einen Wert als Raum zu geben, der mit allen existierenden Frequenzen zwischen den Extremen gefüllt ist. So ist es möglich, Klanglinien zu konstruieren, die, wenn sie sich bewegen, die Basis einer neuen Kompositionsform bilden werden. Diese Begegenungen von Klangbändern, 'iconti di fasce sonore', werden das traditionelle 'punctum contra punctum' zu einem neuen Diskurs erweitern, dem von 'Line gegen Linie'."
Gibt es ein abstract meiner Dissertation, das wäre die Hälfte davon, & die Hälfte des GLaubensbekenntnisses der "AN&S". ...Das Oeuvre dieses Evangelisti muß ich mir anschauen, da ist sicher etwas d´rin für uns...
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