Vortrag...

...vor dem Doktorandenkolloquium, für morgen, ist im Großen & Ganzen fertig: Es wird gehen um "Das Schreiben der Posttonalität", bei doppeltem Genitiv natürlich, wobei es morgen nur um den gehen wird, daß "schreiben" Objekt ist, also das gewöhnliche Verständnis von "Die Schrift der Posttonalität". Der Punkt wird sein, zu zeigen, wie die Einführung & Etablierung zeitgenössischer Kodes in Partituren die traditionelle Beziehung von Partitur & Aufführung nicht nur destabilisiert (ohne diese zum Einsturz zu bringen - wenn das der Fall wäre, machten alle nurmehr Improvisationsmusik, was erstrebenswert, aber leider nicht der Fall ist), sondern umdreht: Die Signifikate rechtfertigen die Signifikanten, nicht umgekehrt. Ich werd´die Liste anfangen mit Mikrotönen,also Intervallen, die kleiner als ein Halbton sind, die in einem tonalen Verständnis noch sehr genau antizipierbar sind, aber bereits natürlich nicht mehr temperiert, & sie verändern das Timbre entscheidend. Das geht dann graduell über Effekte (Flatterzunge, Portamento, Vokalisierung..), Mehrklänge, Kombinationspartituren (man bekommt die Teile einer Partitur, die aber selbst zusammengesetzt werden müssen), graphische Injektionen in "normale" Schriften, graphische Zerstückung (Hespos´ "GELB" ist so etwas) hin zu graphischen Partituren, welche ich ja letztenendes als Partitur der Improvisationsmusik etablieren will.
Das kennen die noch nicht...
dieBremer - 17. Januar, 10:38

Nein, denn das führt doch mitten in die empirische Beschreibung dessen, was sich in der Neuen und Neuesten Musik abspielt, die, wie wir wissen, nur von einem sehr schmalen Teil der Menschen antizipert wird. Du nimmst die Mühen auf Dich, das, womit die meisten nichts anfangen, haarklein aufzudröseln.
Im Grunde vollziehst Du das, was wir seit Jahren praktizieren, nach. Ergebnisorientiert - versteht sich. Damit erbringst Du den Nachweis, das es sich dabei um "Musik" handelt und erweiterst das vorhandene Instrumentarium der Beschreibung, wie Du gleichzeitig neue Möglichkeiten im Klangbereich und bei den Partituren aufzeigst.
Ist das der von Deinem Doktovater geforderte empirische Teil zur Unterfütterung Deiner Hypothese?
Hat das vorgestern eigentlich mit Bettina geklappt?
Hast Du eigentlich schon mal daran gedacht, ein Wut- oder Zornstück aufzuführen?
Guten Erfolg morgen. Falls es ein handout gibt und Du eines übrig hast, bitte feinsäuberlich knicken und falten, dann in den nächsten Briefumschlag.

Makkusik - 18. Januar, 09:01

Ja, genau, das ist das "empirische Futter" für die Dissertation, wie er es nennt, elender Positivist der er ist...
/Was sollte klappen mit Bettina?
/Der wesentliche Grund, warum ich musiziere, hat zwei Komponenten, um ehrlich zu sein: das Eine ist die geistliche Übung, es ist ein Beten für mich, ganz handfest, & vor allen Dingen, Musik ist dermaßen abstrakt, daß ich meinem Beten nicht andauernd selbst im Wege stehe mit allen miesen kleinen menschlichen Dingen, sondern es ist ein unverschmutzteres Sprechen mit Gott. Das Andere ist, daß ich gerade in Sachen Musik, wenn ich selbst spiele, im Musizieren & Üben, eine Fluchtburg habe, aus eben erwähnter Abstraktheit, die Welt besteht dann absolut nur aus meinem Instrument, meinem Leib als Bedienender dieses Werkzeugs Instrument, dem Instrument selbst & den Noten (wie auch immer die aussehen), sonst ist gar nichts. Das ist sehr heilend, die ganze Krankheit d´rumherum draußen bleibt eben außen vor, es ist sehr still dort & keine Sau will ´was von mir & verkaufen muß ich mich auch nicht, ich streite da nicht, werde in Ruhe gelassen weil es sonst niemanden gibt dort, ich bin überhaupt nicht zornig dann, sondern bloß bei mir (echte Krüppeltage sind´s, wenn ich beim Üben von der Welt heimgesucht werde, das haut mich echt aus der Bahn, dann wird´s anstrengend geradezu, & ich möcht´ das Ding an die Wand hauen (Notenständer fetze ich schon ´rum, selten, aber doch, nur ein Instrument wirklich noch nie & ich hoffe ich kann mich weiter beizeiten beherrschen), weil das Holzblatt versagt oder ähnliche, sehr profane Dinge; aber das hab´ ich im Griff, denke ich.). Meine Musik ist ganz friedlich, ich bin eher skeptisch, Musik irgendwie aufzuladen mit Programmatischem, es ist immer dem Tönen fremd, denke ich. Aber es gibt es in der Tat, beim Spielen, wenn ich von den MitspielerInnen, unbeabsichtigt oder nicht, angestachelt werde, daß der Zorn hochkommt in mir, & aus dem Saxophon ´rauswill, erst letztens war´s so, mit der Claudia Risch, die spielte etwas expressiver, nicht sehr wild, aber doch so, daß das Alto so etwas wie zu zucken anfing, wie wenn es sagte "jetzt schlag´ zu, mach´ schon", aber daraus wurde nichts, weil ich das sofort wieder zügelte & meine Duettpartnerin nicht mitging, - ich weiß nicht, was passiert, wenn es ´mal keine Schranken da gibt; es ist extrem eigenartig, wenn sich das so regt in mir, & leicht bewegt, zu zeigen, daß es noch da ist, es hat sehr viel Kraft, & mag auch nicht weggehen.
Handout kriegs´De.
dieBremer - 18. Januar, 10:08

Wo Bettina doch nun Mitglied der "Apollinischen Netze und Seife" ist, meine ich mit "ob es geklappt habe?" das angekündigte Treffen an einem Sonntag, bei dem Du Ihr feierlich den Schlüssel zum Weblog als Insignie zum Eintritt in ein würdevolles, den norddeutschen Raum umspannendes Chaos überreichen vorgehabt hattest. Das ist nicht mehr als ein Datum, einstweilen. Aber mich interessiert, ob sich das festmachen läßt, oder ob der Vorgang des Beitritts in einem diffusen Bereich stattfindet. Zumindest klang es für mich nicht danach.
Am Sonntag tritt hier im Sendesaal das "Kairos-Quartett" mit dem Bruder des schlesischen Gitarristen auf Geheiß von M. Emigholtz auf.
Die beiden Aufführungen von "Walled City" (Berlin/Bremen) hören sich ziemlich stark an! Dabei sehr disparat! Berlin war ja wirklich ein Soundgewitter, wogegen Bremen moderat klingt. Zugegeben - auch nicht ganz so dicht wie Berlin.
Gruß an Wastel!

Makkusik - 19. Januar, 12:59

Vortrag gelaufen, & zwar sehr gut - ich kann jetzt das Ende meiner Dissertation sehen, dem Onkel Posner hat´s gefallen, & es war nicht von ungefähr der empirische Teil, daß er direkt konstruktiv beratend sich äußerste, Listen malen kann er gut, über´s Liste-Sein nachdenken, nicht. Also ich werd´ jetzt wie geplant Kästchen konstruieren, & darein Partituren stopfen nach ihrer Entfernung vom tonalen Begriff, eine deskriptive Übersicht, mit einer Reflexion auf die verwendete Begrifflichkeit von "Präzision", "Verbindlichkeit", so Richtung statt "Sprachspiel" eben "Musikspiel". Posttonalität = Postmoderne, wobei Erstere noch einen Zacken schärfer ist, weil die very words themselves, die den Text ausmachen/erzeugen, nicht mehr nur konventionell sind in allen 3 semiotischen Aspekten, sondern der Stoff des Sprechens selbst erst erzeugt werden muß..

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