ultraschall I

"Die Schachtel", F. Evangelisti Komposition, Musik: Apartment House, Performance: "labor für musik:theater e.V.".
2 Treppenflure, ein kleinerer, von einer aufgeschnittenen Kartonschachtel besetzter Raum, & ein großer Saal, die Wände in beiden mit Videoprojektionen des Raumes selbst & der ihn durchmessenden Menschen bedeckt. Im großen Saal in der Mitte ein großes Rechteck aus einer Pappgrenze, darin die PerformerInnen, die MusikantInnen an den Wänden entlang, die Partitur teilweise auf Notenpulten, teilweise als Projektion an den Seitenwänden. Sehr sparsame Musik, einzelne Töne nur, kurze Verzierungen wie ein crescendo oder glissando d´rangehängt, im Zusammenklang immer sehr legato, kaum harte Attacken, ein An- & Abschwellen. Von der Performance habe ich am wenigsten verstanden, verschieden schnelles Hinfallen, Reden in mehreren Sprachen, auseinanderfliegende Richtungen, - es stromerten z.B. durch´s Publikum & im Saale Menschen mit entsetzlich häßlichen Tragetaschen herum, die, kam man näher, so ein Faltblatt zückten & es studierten, oder strebsam den Raum durchmaßen, von einer Tür zur nächsten. Die hatten auch alle so kleine Taschenradios, die sie an bestimmten Zeitpunkten voll aufdrehten, auf LW, das weiße Rauschen des Datenträgers spielte eine tragende Rolle. Das war sehr eindringlich. Die Musik war mir zu schlicht gestrickt, es fällt mir schwer, solche Einfachheit oft auszuhalten, mir muß das alles viel verfilzter & komplexer Kram sein. Ich glaube, das ist eine Frage des Temperamentes (& nicht der Altersreife, wie´s das Klischee so haben will); ich kann Stille schwer aushalten, wenn sie einfach die Abwesenheit von Ton ist, solcherlei Pausen, meine ich. Eine Partitur, eine Musik, muß mir immer gesättigt sein, Ton dicht an dicht, sich störend gegenseitig eher als stille Pausen. Ich muß noch so viel lernen.
dieBremer - 20. Januar, 10:10

Gut beschrieben!!! Klingt so, dass ich das gern gesehen hätte. Du magst die Stille nicht? Kann sehr quälend sein. Auch diese "Leere", die in ihr steckt. Es hat leider nicht geklappt mit einem Besuch zu den "Ultraschall"-Tagen in Berlin - der "Luftkrieg in Bremen" fordert immer noch seinen Tribut.

Makkusik - 20. Januar, 15:32

Mit "Stille" meinte ich ungefüllte Stille - es ist schon extrem wichtig, daß die Töne gut gesetzt werden, in richtigem Abstand von einander auf dem jeweiligen Instrument & in Beziehung zu den anderen. Bloß, so Minimalismus ist mir einfallslos, ich meine, es kann ja ganz spannend sein, ´mal ein Teil wie von Ph. Glass aufführen, wo 2 ss je nur 2 Tonhöhen haben , & das toujour. Aber den Wert des "weniger ist mehr" halte ich für ganz enorm überschätzt. Reduktion, um den geschätzten P.N. Wilson zu zitieren, ist mir gar keine musikalische Strategie. Man muß schon sehr sehr erfahren & reif sein, um mit Wenigem wirklich etwas zu sagen, meist ist es einfach nur eine Vokabel, die Nichtskönnertum verdecken soll.
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