Sonntag, 29. Januar 2006

Evangelisti´s

"Vom Schweigen zu einer neuen Klangwelt" fertig. & ich bin fertig damit - es geht um das Ende der Musik des Abendlandes, alles Instrument eseien ausgereizt, alles Systematiken erschöpft, überall machte sich Langeweile & Krise and what have you breit, Evangelisti dixit. Was mich am meisten stört, man kann ja so eine Meinung ventilieren, sicherlich, es gibt schon ein Bedürfnis, das temperierte System als solches hinter sich zu lassen, Musik zu machen, deren Exekutionsorgane nun nicht Instrumente sind, die in Zeiten der Tonalität konstruiert sind. Aber muß das so im ductus gefährlichen Halbwissens vor sich gehen? Mir wird immer verdächtiger, wenn Kunstautoren meinen, sie müssten zur Theorie ihrer Zunft nun auch noch sich auslassen, das Allermeiste davon ist einfach geisteswissenschaftlich stümperhaft zusammengeschustert, es rächt sich böse, wenn man von Argumentationsketten, von Analyse & Reflexionsmethodik nur vom Hörensagen weiß. Peinlich, & irritierend unangenehm zu lesen...den Anfang macht eine Polemik, da war Evangelisti noch passabel, was die Denuntiation der shortcomings des zeitgenössischen Musikbetriebes angeht, schließlich war er in der Improvisationsgrupe "Nuova Consonanza". aber dann, wenn eingelöst werden soll, wofür wieder einmal der vielgeschundene Name "wissenschaftliche Untersuchung" herhalten muß, also das Monierte positiv gefüllt statuiert werden soll, geht alles dne Bach ´runter, ist nichts dicker als flimsy Oberfläche. Evangelisti schriebt sich die "epochale" Freilegung der 3heit "Klangerreger, Medium, Empfangsorgan" als Entdeckung auf´s eigene Tapet, dem entspräche dann die Entwicklung der menschlichen Musikalität als "Klangmaterialentdeckung, Modifizierung, Kultivierung". Das war´s auch schon, so ein bißchen in Anthropolgie, Ethnologie & Musikgeschichte herumgedaddelt, & das dann als Abrechung präsentiert. Mager, & enttäuschend. Lieber gleich Cassirer lesen, verflucht noch´mal, alles andere ist ein Umweg.

ultraschall VIII, IX, & X

VIII
Polnische Avantgarde, alles in unserem Alter - & diesmal keineswegs nach rückwärts gewandt, sondern auf der Höhe der Zeit, vielleicht kein spectaculum, aber solide & sauber gearbeitet. 3 Kompositionen waren mit live-Elektronik (hauptsächlich delay & Echo) respektive Computer ("Stimme & Computer"). Vor allem das Cembalo fiel mir auf, wie viel mehr als der Flügel es ein Instrument der Posttonalität, jenseits des Serialismus es doch ist oder als solches verwendet werden kann, beinahe schon wie eine Stromgitarre, die ja auch mit Plektrum gespielt wird, dieses die Saiten so anfetzen mit dem Dorn ist sehr metallisch, ungerundet, so schimmernd aggressiv (& nicht dieses harmonisch Weiche des Klaviergeklöppels).
IX:
Ch. Jost, Angst (für Chor, Chorsoli & Instrumentalensemble): Ein Scheiß vor dem Herrn, ehrlich wahr - die Höhe der Zeit super unterschritten, betuliche Tonalität in den Intervallen, so blasierte, stilisierte schmalzbackige Hohldramatik, da war kein Schmerz, keine Angst nirgends, alles so Budenzauber, & mit einer Attitüde von aufgeblasenem Pathos, daß mir schlecht wurde - genau der Kack, den ältere Herrschaften erwarten, wenn sie "Drama" erwarten, so eine Goethesch entleerte Geste, Griff zum Brustkorb, aber gestorben dann doch lieber im Asyl wo´s keiner sieht, klassizistischer Bockmist - wahrhaftig jeder Punkteenager, der bloß 3 Akkorde kann, aber seinen Verstärker voll aufreisst & kaum seine 2 Textzeilen behalten kann, ist mit mehr Blut & Willen dabei, als diese Rollkragenpulli-Existentialisten-Scheiße. Als mir dann klar wurde, daß die "meinen" Hölderlin (zum Teil) als Text verwendet hatten, bin ich gegangen.
X
Konzert des Elektronischen Institutes der TU Berlin, mit solchen Sahnestückchen wie Koenig "Funktion Grau", Klangfiguren II", & Ligeti ("Pièce Électronique") am Start, 8 Kanäle, alles rein synthetische Klangerzeugung, sehr merkwürdig anziehend, Wellen über Wellen gehäuft. Großartig - ich verstehe diese Form kaum, wie das so formatiert ist & wird. Da wird es helfen, wenn ich endlich mehr verstehe von den Produktionsprozessen solcher wunderbarer Musiken, Deleuzesch herauszufinden, wo der Ort ist, an dem "Was wird gesagt?" (Gefüge der Zeichen) & "Was wird gemacht?" (Gefüge der Maschinen) beantwortbar werden.
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