Nachtrag

1. War ich gestern in der großen Rebecca-Horn-Schau im Gropiusbau. Ironischerweise sind gerade die Werke, welche in der Ausstellung als zentralmotivisch bezeichnet werden, die allerschwächsten, nämlich ihre Zeichnungen. Gekritzel, ohne Kraft; ich kann´s verstehen, wo es eben Vorzeichnungen sind für Performances, da sind dann mehr so Bauzeichnungen, a la "Schrauben hier, das da ist 5 cm lang, alles 10mal" & so - aber diese "bodylandscapes",...*schulterzuck* ein großer Schmarrn halt. Die sollen angeblich ja sehr musikalisch sein, geradezu Partituren - eine Haltung, die mir äußerst zusagte in Sachen gegenstandloser Kunst: Aber da ist kein Ton. Ihre Installationen jedoch sind unglaublich mächtig! Da ist zB ein kleiner Metallhammer, der, in irgendwelchen Abständen hoch oben an der Wand installiert, in ein dickes Bündel Zeichenkohle drischt, die Bröckchen fallen dann an der weißen Wand lang herunter & in ein Paar Herrenschuhe, die so gefüllt sind, & auf den umliegenden Boden. Ein Anderes ist eine mehrere Meter lange schmale Wanne am Boden, darin ein schwarzes Gummituch, in dem wiederum eine Quecksilberschlange ruht, & selbst unbewegt sieht man von ganz nah das leise Zittern dieser, der Autos wegen, die draußen vorbeifahren, menschen gehen durch den Raum &sf...aber in Abständen schaltet sich ein Motor ein & bewegt das Tuch kurz hin & her - das Resultat ist dann ein livides Schlängeln dieses kleine Quecksilberstromes, es zuckt & schwingt eine Weile hin & her. Stichwörter r.Horn´s Arbeit wären Federn, Wasser, Mechanik, lange spitze Stäbe.
/Dann gestern Nacht noch bis um 2.45h in der Frühe ungefähr "Solaris" geguckt, natürlich den Tarkovski & nicht das Ikea-Remake mit dem ollen Clooney. Was soll ich sagen, es ist ein Tarkovski, makellos. (Alles websites dazu sind allerdings etwas oberschülerhaft, & in der interpretatorischen Analyse ziemlich naiv, ...aber egal, dem Kunstwerk tut das nichts, & dieser große große Film steht gleich hinter dem uneinholbaren "Stalker" für mich. Was mich so oft schon verstört hat, ist, wenn wie in allen Texten von existentialen (NOT: "existentiellen"!) Situationen, wie als die Apolstel sehen, wie Jesus über das Wasser geht bei Sturm, oder in "House of Leaves", als das Gebäude sich erweitert, oder in F.Bacons Oeuvre, -warum ist das bedrohlich? Warum ist die Inkarnation der eigenen vergangenheit, nicht nur, aber auch eben der Schuld, so bedrohlich & eine solche Gefährdung? Die antiken Griechen nannten das "thaumazein", ein Entbößtwerden & Erschauern in Gegenwart des Göttlichen, ich fühle zutiefst, daß mich das nicht ängstigt, sondern ich im Gegenteil bedenkenlos & völlig unvorsichtig nicht an mich halten könnte, das ist zu anziehend einfach.
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