Heute fand ich kurz den Abstand zu mir, der nötig ist, um mich über mich zu amüsieren: Heute war wieder Probe mit Art, & als der am Telefon so anfing a la "oh, so heiß, ganz schlapp, ich weiß nicht-" &sf, da drückte ich ein wenig, aber fest, in der Richtung, daß es keine Rolle spielt wie heiß es ist, wenn´s um Kunst geht, Engagement, ´Reinknien etc, meinen bevorzugten Sermon, wohlbekannt...er beschwichtigte mich gleich, na sicher er wolle ja auch &sf, - Ende vom Lied war, daß wir die Partitur von "GELB" besprachen, er bekam sie heute, wie immer fleißig Musikgeschichte & -theorie besprachen, & zwei wirklich gelungene Stücke spielten - ich dachte, außer Jürgens Flügel, der eine echte Ausnahme ist kann ich diese Instrumente nicht ertragen, aber Art präpariert sein Klavier, das ist fantastisch, reich & dicht, wir passen exzellent zueinander, spielerisch. Das Amüsante nun war, daß ich immer gleich den Fanatiker ´raushängen lasse, wenn jemand getrieben werden muß, ein bißchen treten hilft schon, - wenn man so will, ist das ein altkatholischer Zug an mir, wenn ich von etwas Wichtigkeit überzeugt bin, gehe ich schon sehr weit, & das verlange ich auch von anderen dann, vielleicht ungerechtfertigt, aber mit Verve, & nicht charmant...Natürlich zeugt solches von im Kern nicht vorhandenem Selbstbewußtsein, als ob ich´s immer jedem beweisen müßte, daß Mozart der Abschaum ist, egal ob er/sie´s nun einsehen will oder nicht (löste schon Irritation bei meiner nun wirklich einfühlsamen Mama aus, zB), & will´s nun nicht willig sein, dann hau´ ich &sf. Ich gebe schon zu, daß solche Unbedingtheit eines Engagements mich beeindruckt, ich mich damit sehr gut verbinden kann, etwas über alles werthalten, & das Verlangen, damit sehr weit zu gehen, & bei Widerstand gewalttätig zu werden. Hat mein Mentor in der Klosterschule St. Stephan, Benediktiner -beachtet den expliziten Unterschied zwischen den Jesuiten & den Benediktinern!-, der meinte, in Deutsch, als ich alles vor 1900 völlig vernichtete bei der Abiturprüfung, wohlwollend lächeln aus der Höhe seiner damals 60 Jahre herab, "Markus, bist schon ein rechter Jesuit!".
Makkusik - 5. Juli, 23:32
Hab´ ich´s also: "Chapterhouse Dune"! Übrigens von
hier. Ich bin ~ 30 Seiten tief d´rin-es ist ein feingegliedertes Meisterwerk, vom Frank Herbert selbst. ...Es gibt ja diese
Verfilmung,
aber diese zielt -natürlich, für einen Film, der sich weder so komplex zu sein traut wie zB das "Pillow Book" von Greenaway, noch eine Länge zu haben wie "Der Herr der Ringe"- zu tief, obwohl ziemlich illuster & treffend besetzt (Großartig ist der relativ kurze Einsatz von Sting, der den homophilen schmierigen perversen Neffen des bösen main character´s abgibt...doch, wie im Buch, endet er mit einem Crysmesser im Hals, geschlachtet vom späteren Messias/Gottkaiser von Dune...). Vor allem die Ausstattung der Verfilmung ist dennoch bemerkenswert gelungen, was übrigens auch für die 3teilige BBC-miniseries gilt.
Makkusik - 5. Juli, 19:34
Als ich mich Agata über "GELB" unterhielt, sagte sie mir, daß es sie irritiere, da das Stück für 8 Klarinetten geschrieben sie, daß ich das einfach umgeschnitzelt habe auf unsere Besetzung eben...Mir ist alle Musik, vor allem die geschriebenen Dinge, einfach ein Steinbruch, eine Bibliothek sans Ordnung, ich betrachte Kompositionen eher wie ein Regisseur ein Theaterstück, was kann genommen werden, was schmeisse ich um, was füge ich an, es geht mir um Inszenierung, nicht um irgendeine Art von Treue dem Werk gegenüber (klaro, ist Metaphysik, diese Authentizität, & versagt total, wenn erst ´mal der Autor gegrillt, & alle intentionale/Experten-Zugänglichkeit entlarvt ist). Mir kommt das sehr natürlich vor, es ist keine besondere Haltung oder ein Projekt auf meiner Seite, ich mach´ das einfach so, es ist der Weg vor meinen Füßen halt.
Makkusik - 5. Juli, 13:20
Gestern das sechste der Bücher des "Dune"-Plateaus fertiggelesen: "The Butlerian Jihad", von Brian Herbert & Kevin Anderson. Frank Herbert hat sechs Bücher veröffentlicht dazu, sein sohnemann nebst Partner schrieben zu bestimmten Anlässen der erzählten Geschichte Weiteres, nun eben der Beginn des Kreuzzuges gegen denkende Maschinen, weit vor den zentralen Ereignissen von F.Herberts "Dune". Im Gegensatz zu "House Atreides" nun ist der "Jihad" schwach, in fast jeder Hinsicht, wenig komplex & stellenweise geradezu naiv, insbesindere wenn es um die Charakterisierung der denkenden Maschinen geht - man muß schon einen sehr guten Grund auffahren, warum nun die Maschinen einen solchen Haß schieben auf die Menschen & gleichzeitig diese nicht einfach ausrotten, sondern so eine Art Sklavenrasse/Versuchskaninchen aus ihnen stricken. Dann reden die Maschinen auch noch in Sprechsprache miteinander, ziemlich unsinnig wenn man die Übertragungsrate extrapoliert die heute zwischen Computern möglich ist, sind sadistisch-keiner-weiß-warum, & haben geradezu großmachtige Allüren, Eifersüchte, kontemplative Momente, -sagen auch "ich" zu sich, & keine Sau erklärt wie sie dazu kommen, aber gleichzeitg sollen sie effizienzvernarrt sein, an der menschlichen Unvorhersagbarkeit & dem Gefühlsleben verzweifeln ("Mr. Data, übernehmen Sie!"). Alles nicht sauber durchdacht...Glaubwürdig & gut strukturiertallein ist die Erzählung vom Beginn der Fremen, die auf dem offside-Planeten Arrakis leben, Nomaden, Fanatiker, loyal, Abkömmlinge einer religiösen Fusion namens "Buddhislam", allein das ist schon eine fantastische Idee, allerdings läßt die Differenzierung der einzelnen Plots sehr zu wünschen übrig, das könnte mit Bordmitteln besser gelöst werden. - Frank Herberts Bücher sind natürlich eine steile Vorlage, sehr komplex & differenziert, tiefe Charaktere & Bizarrerien die auch einen Lem zufriedengestellt hätten. Heute lege ich mir das 7te Buch zu, ich werd´ sehen, wie es sich weiter entwickelt.
Makkusik - 5. Juli, 13:03